Predigt-Blog

Hier schreibt unser Pastor Martin Pusch …

Lukas 14,7–14 – Lohn bei Gott sammeln

Bibeltext (BasisBibel)

7 Jesus beobachtete, wie sich die Gäste die Ehrenplätze am Tisch aussuchten. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: 8 »Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein Gast eingeladen sein, der vornehmer ist als du. 9 Sonst wird euer Gastgeber kommen und dir sagen: ›Mach ihm bitte Platz!‹ Dann musst du beschämt auf den entferntesten Platz wechseln. 10 Nein! Wenn du eingeladen bist, geh hin und wähle den entferntesten Platz. Dann wird der Gastgeber kommen und zu dir sagen: ›Lieber Freund, rück doch näher zu mir.‹ So wirst du vor allen anderen Gästen geehrt. 11 Denn wer sich selbst groß macht, den wird Gott niedrig und klein machen. Aber wer sich selbst niedrig und klein macht, den wird Gott groß machen.«

12 Dann sagte Jesus zu dem Gastgeber: »Wenn du ein Mittag- oder Abendessen gibst, lade keine Leute ein, die wiederum dich einladen – deine Freunde, deine Brüder, deine Verwandten oder reichen Nachbarn. Sonst ist deren Einladung dein ganzer Lohn. 13 Wenn du zu einem Mahl einlädst, lade vielmehr Arme, Verkrüppelte, Gelähmte und Blinde ein. 14 Glückselig wirst du sein, denn sie können dir nichts zurückgeben! Du wirst aber deinen Lohn bekommen, wenn Gott die Gerechten vom Tod auferweckt.«

Predigt

Jesus war bei einer wichtigen Person zum Essen eingeladen. Der Gastgeber war einer der führenden Pharisäer. Dem Text können wir entnehmen, dass der Gastgeber sich auf eine ganze Anzahl an Gästen eingestellt hatte. Es gab eine lange Tafel. An einem Ende der Tafel hatte der Gastgeber selbst seinen Platz. Aber noch hatte er diesen Platz nicht eingenommen, denn er musste ja seine Gäste begrüßen. Der Gastgeber stand also im Eingangsbereich.

Jesus kam als Gast zu diesem Essen. Im Eingangsbereich sah Jesus einen kranken Mann. Die Pharisäer hatten diesen Mann extra dorthin geholt. Denn sie wollten testen, ob Jesus diesen Mann heilen würde, obwohl gerade Sabbat war.

In den Geboten bei Mose gibt es kein Verbot, am Sabbat zu heilen. Die meisten Menschen können sowieso niemanden heilen. Ein entsprechendes Verbot ist also relativ sinnlos. Doch die Pharisäer hatten das Gesetz immer restriktiver ausgelegt. Wer heilt, der tut ja etwas. Also ist Heilen eine Arbeit. Arbeit ist am Sabbat verboten. Mit einem Verbot sind wir immer auf der sicheren Seite. Schließlich sind wir das Volk Gottes. Wir sind heilig vor Gott. Ihr Verständnis von “heilig” war: Wir machen alles richtig. Dann wird Gott sich uns auch wieder zuwenden.

Jesus war nicht derselben Ansicht wie die Pharisäer. Ihr könnt es Euch sicher denken: Jesus hat den kranken Mann geheilt, obwohl gerade Sabbat war. Jesus hat dies auch begründet. Er sagte:

»Wenn einem von euch ein Kind in den Brunnen fällt oder nur ein Rind: Wer wird es nicht sofort herausziehen – auch wenn Sabbat ist?« (Lukas 14,5)

Die Pharisäer standen für ein System, welches auf Regeln beruht. Doch Jesus argumentiert mit dem Wert einer Person und der Beziehung zu dem Mitmenschen. Jesus kann sich in die Situation des Anderen hineinversetzen. Was braucht dieser Andere jetzt gerade besonders nötig? Das Kind im Brunnen braucht ganz schnell jemanden, der es dort herausholt. Auch das Rind ist ein Geschöpf Gottes und braucht jemanden, der es wieder aus dem Brunnen holt. Der kranke Mann braucht jemanden, der ihn heilt. Jesus schätzt das Wohlergehen eines Lebewesens höher ein als das Einhalten von Regeln.

Damit kommen wir zu unserem Text für heute. Was ist denn an diesen religiösen Regeln so problematisch? Menschen, die sich Gott besonders nahe fühlen, stellen Regel auf, die dann für die ganze Gemeinschaft verbindlich sein sollen. So kommen pauschale Forderungen zustande. Beispiele wären Forderungen wie: Als Gemeinde müssen wir mehr beten. Als Gemeinde müssen wir mehr evangelisieren. Dahinter kann der Wunsch stehen, sich bei Gott schon mal auf einen Ehrenplatz zu setzen. Wir tun schließlich was. Aber wir merken nicht, dass wir andere Menschen damit auf die entfernteren Plätze verdrängen. Denn: Wir können nur mehr beten oder mehr evangelisieren, wenn wir an anderer Stelle weniger machen. Unsere Zeit und Kraft ist schließlich nicht unendlich vorhanden. Wie sich dieser Zwiespalt lösen lässt, sagen wir nicht. Manchmal bauen wir sogar noch mehr Druck auf: Du brauchst einfach mehr von dem Heiligen Geist – dann hast Du auch die Kraft für mehr.

Vielleicht wundert es Euch, dass ich dieses Gleichnis von Jesus auf uns als Gemeinde beziehe. Was bewegt mich dazu?

Als Gemeinde sagen wir: Bei uns gilt die Bibel noch etwas. Für uns ist die Bibel Gottes Wort, auf das wir hören. Aber wir können mit Gottes Wort unterschiedlich umgehen. Die richtige Haltung finden wir in Vers 11: Wir sind Lernende. Vielleicht haben wir morgen ein tieferes Verständnis als heute. Wir wissen, dass wir noch nicht alles umgesetzt haben, was wir bereits als richtig erkannt haben. Deshalb drängen wir uns nicht auf einen Ehrenplatz. Wir wissen schließlich nicht, wie unser Gastgeber uns einstufen würde.

Wer hat denn eigentlich das tiefere Verständnis vom Wort Gottes? Für die Pharisäer war das tiefere Verständnis, im Leben alle Regeln zu berücksichtigen, auch wenn dafür mal ein Mensch zu kurz kommt. Es gibt viele Regeln, also gibt es auch viel zu berücksichtigen. Man kann nie sicher sein, dass man an alles gedacht hat. Für Jesus liegt das tiefere Verständnis darin, aus Liebe zu dem einzelnen Menschen zu handeln. Es ist dieser eine Mensch, der gerade da ist und Hilfe und Ermutigung braucht. Jesus hilft auch am Sabbat, dem kollektiven Ruhetag. Jesus setzt sich über die Regeln der Gesellschaft hinweg, weil er den Menschen im Blick hat.

Auf das Gleichnis hier bezogen, und auf die lange Tafel: Jesus wählt für sich selbst einen Platz ganz am unteren Ende. Spannend ist die Frage, ob der Gastgeber, der leitende Pharisäer, Jesus aufrücken lässt. Schließlich hält Jesus sich nicht an die guten und richtigen Regeln. Jesus eckt an. Jesus lässt sich nicht einordnen. Jesus tut, was er für richtig findet. So jemand bekommt normalerweise keinen Ehrenplatz.

In dem Gleichnis ist nicht der Pharisäer der Gastgeber, sondern Jesus selbst. Jesus lässt sich nicht durch Rang und Namen blenden. Jesus spricht den bescheidenen Gast an: “Lieber Freund, rück doch näher zu mir.” Jesus unterstreicht hier die persönliche Beziehung: Lieber Freund. Diesen Freund will Jesus näher bei sich haben. Wenn Jesus uns als Freundin, als Freund anspricht und uns in seiner Nähe haben will – dann dürfen wir uns wirklich geehrt fühlen. Aber dann ist es Jesus selbst, der die Einladung ausspricht, aufzurücken.

Jesus sagt:

… wer sich selbst groß macht, den wird Gott niedrig und klein machen. Aber wer sich selbst niedrig und klein macht, den wird Gott groß machen. (Vers 11)

Genau diese Aussage macht Jesus später noch einmal. In Lukas 18,11-17 finden wir das Gleichnis von dem Pharisäer und dem Zöllner, die beide im Tempel beten. Dort erteilt Jesus jeder Form von Selbstgerechtigkeit eine deutliche Absage.

Nun gibt Jesus auch dem Gastgeber noch einen Rat. Denn der Gastgeber, der führende Pharisäer, möchte ja ein Leben führen, welches Gott gefällt. Genau aus diesem Grund versucht er ja, alle Gebote übergenau einzuhalten. Jesus will dem Gastgeber zeigen, wie Gott ihn belohnen wird. Bisher hat der Gastgeber stets Leute eingeladen, die irgendwann mit einer Gegeneinladung reagieren konnten. Aber, sagt Jesus, dann ist diese Gegeneinladung schon der ganze Lohn. Für solche Gastfreundschaft wird Gott ihn nicht belohnen.

Statt dessen soll der Gastgeber lauter Menschen einladen, die ihm nichts zurückgeben können. Im Text sind dies Arme, Verkrüppelte, Gelähmte und Blinde. Wenn der Gastgeber diese armen Menschen einlädt und sie bewirtet, wird Gott ihn dafür belohnen.

Jesus verrät dem Pharisäer, wie der sich Lohn bei Gott sammeln kann. Gott belohnt ihn, wenn er die Außenseiter der Gesellschaft zu sich einlädt. Je öfter der Pharisäer solche Einladungen aussprechen wird, desto größer wird sein Lohn bei Gott sein. “Wer sich selbst niedrig und klein macht, den wird Gott groß machen.” Und wer sich um die Niedrigen und Kleinen kümmert, den wird Gott belohnen.

Wir finden hierin eine Einladung, selbst Lohn bei Gott zu sammeln. Dies kann bereits direkt nach diesem Gottesdienst anfangen. Denn unsere Gespräche nach dem Gottesdienst sind manchmal auch eine Art geschlossener Kreis. Wir nehmen nicht mehr unbedingt wahr, dass da jemand steht, der noch keinen Kontakt bekommen hat. Es lohnt sich also, auf neue Menschen zuzugehen.

Unser Anliegen sollte sein, Menschen glücklich zu machen. Also wollen wir dies in die Tat umsetzen. Wir organisieren ein Gemeindefest. Das Datum ist noch eine Weile hin. Das Fest soll am 27. Juli 2025 stattfinden. Unser Anliegen: Lade Deinen Mitmenschen ein, ohne etwas von ihm zu erwarten. Niemand ist verpflichtet, an diesem Tag bereits das Evangelium von Jesus Christus zu verstehen. Es soll uns nicht darum gehen, Menschen zu belehren. Wir wollen ein Fest feiern, bei dem wir fröhlich zusammen sein können. Wir wollen geben, ohne etwas dafür zurück zu erwarten. Wir sehen dieses Fest als eine Gelegenheit, Jesu Rat an den Gastgeber umzusetzen. Sicher wirst Du eine Möglichkeit finden, hierbei mitzumachen.

Mit dieser konkreten Einladung möchte ich schließen. Jesus lädt uns zu einer Haltung ein, die anderen Menschen wohltut. Niemand schätzt es, wenn er ständig von anderen beurteilt und eingeordnet wird. Jesus selbst gibt uns ein Beispiel. Das, was Jesus für Dich getan hat, kannst Du ihm niemals zurückgeben. Aber was Du tun kannst: Du kannst Jesu Art in Dein Leben übernehmen.


Martin Pusch – Predigt gehalten am 30. März 2025.