Predigt-Blog

Hier schreibt unser Pastor Martin Pusch …

Kolosser 1,21–23 – Das Geschenk der Erlösung

Bibeltext (BasisBibel)

21 Das gilt auch für euch. Früher wart ihr Christus fremd, ja, ihr wart zu seinen Feinden geworden. Das zeigt sich an all dem Bösen, auf das euer Sinn gerichtet war. 22 Aber jetzt hat er euch als sterblicher Mensch durch seinen Tod die Versöhnung geschenkt. So könnt ihr nun heilig und makellos vor ihn treten, und niemand kann euch anklagen. 23 Ihr müsst nur treu und unerschütterlich am Glauben festhalten. Und ihr dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen. Sie erwächst aus der Guten Nachricht, die ihr gehört habt. Diese Botschaft ist allen Geschöpfen unter dem Himmel verkündet worden. Und ich, Paulus, stehe in ihrem Dienst.

Predigt

Gerade haben Paulus und Timotheus über Jesus Christus geschrieben. In Christus ist alles geschaffen. In Christus versöhnt Gott die Welt. Gott macht Frieden durch das Blut von Jesus Christus am Kreuz.

Eben noch haben die beiden Autoren ganz allgemein gesprochen. Es ging sozusagen um Gott und die Welt. Aber nun kommt die praktische Anwendung dieser großen Aussagen. Gottes großer Plan gilt für die Gemeinde in Kolossä. Gottes großer Plan gilt auch für unsere Gemeinde hier, in Regensburg.

Zunächst wird beschrieben, wie es früher war. Dann kommt mit Vers 22 der Gegensatz, eingeleitet mit den Worten: “Aber jetzt …”.

Wie war es denn früher? Ihr ward Christus fremd. Ihr wart Feinde von Jesus Christus. Diese Einschätzung kommt für uns vielleicht etwas überraschend. Dass wir Jesus Christus früher nicht kannten, damit sind wir einverstanden. Aber warum sollen wir seine Feinde gewesen sein? Wir kannten ihn ja nicht einmal!

Nun, wir waren Feinde, weil wir von unserer Haltung her Christus ablehnten. Unsere Haltung war auf uns selbst bezogen. Wir haben alles von unserem eigenen Standpunkt aus beurteilt. Was will ich erreichen? Wo investiere ich meine Zeit und Kraft? Was finde ich richtig? All diese großen Fragen des Lebens haben wir aus uns selbst heraus beantwortet. Unsere innere Einstellung war nicht auf Jesus Christus bezogen.

Viele denken, dass Sünde irgendwie mit schlechten Taten zu tun hat. Sie sagen: Ich habe immer anständig gehandelt. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Doch Sünde besteht ja gerade darin, dass wir uns selbst zum Maßstab machen. Sünde meint nicht die einzelne Tat. Sünde meint unsere innere Einstellung. Die konkreten Taten folgen dann aus unserer Einstellung heraus.

Wir sind also nicht nur dann Sünder, wenn wir gegen Gottes Gebote handeln. Sünder sind wir allein schon dadurch, dass wir ohne Gott auszukommen meinen. Darin besteht die Sünde, dass wir uns von Gott entfremdet haben. Wir wollen alles selbst erreichen. Wir könnten uns sogar rühmen, Kriege beendet zu haben – für uns würde das sehr gut klingen und sicher einen Preis verdienen. Aber, indem wir uns den Erfolg selbst zuschreiben würden, kämen wir einmal mehr ohne Gott aus.

Nun kommt das große “Aber”. Aber jetzt hat Jesus Christus hat uns als sterblicher Mensch durch seinen Tod die Versöhnung geschenkt. In dem Abschnitt vor unserem heutigen Text wurde uns Jesus Christus vorgestellt. Christus ist zeitlich und in der Rangfolge vor allem. Alles besteht in Christus. Dieser Christus, in dem alles besteht, ging in den Tod, um uns die Versöhnung zu schenken.

Gerade haben Paulus und Timotheus den Christus als die zentrale Person unseres gesamten Universums beschrieben. Die Tatsache, dass dieser Christus für uns gestorben ist, ist für uns unbegreiflich. Natürlich führt das bei uns zu Fragen. War dieser Tod nötig? Gab es keinen anderen Weg? Jesus selbst sagt den Emmaus-Jüngern:

26 Musste der Christus das nicht alles erleiden, um in die Herrlichkeit seines Reiches zu gelangen?« 27 Und Jesus erklärte ihnen, was in der Heiligen Schrift über ihn gesagt wurde – angefangen bei Mose bis hin zu allen Propheten. (Lukas 24,26-27)

Tatsächlich ist das Alte Testament voll von Geschichten, Gesetzen und Geboten, welche uns verdeutlichen, was Jesus Christus für uns getan hat. Da ist Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern soll – Am Ende wird stellvertretend für diesen Sohn ein Widder geopfert (1. Mose 22). Da ist das Volk Israel, welches seine Türrahmen mit Blut bestreichen soll, damit die erstgeborenen Söhne überleben. Wieder sterben stellvertretend Tiere für Menschen, und Blut wehrt buchstäblich den Tod ab (2. Mose 11-12). Vorher noch ist die Geschichte von Josef, der von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft wird, aber am Ende die Familie von einer drohenden Hungersnot rettet (1. Mose 37.39-47). Für seinen Vater Jakob ist Josef tot, und wirkt dann doch die Rettung. Es gibt noch viel mehr Beispiele im Alten Testament. Gemeinsam zeichnen sie ein Bild von der Art und Weise, wie Gott rettet.

Für Paulus und Timotheus ist klar: Die Versöhnung durch Christus ist ein Geschenk. Die Autoren des Kolosserbriefes denken vom Ergebnis her. Früher waren wir Feinde, jetzt sind wir durch Christus versöhnt. Der aktive Part ist Christus. Er schenkt uns die Versöhnung.

Gemeint ist eine umfassende Versöhnung. Ich erinnere an die Verse unmittelbar vor unserem heutigen Text:

19 Denn so hatte es Gott beschlossen: Mit seiner ganzen Fülle wollte er in ihm gegenwärtig sein. 20 Und er wollte, dass alles durch ihn Versöhnung erfährt. In ihm sollte alles zum Ziel kommen. Denn er hat Frieden gestiftet durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat. Ja, durch ihn wurde alles versöhnt – auf der Erde wie im Himmel. (Kolosser 1,19-20)

Durch Christus wurde alles versöhnt. Was jetzt kommt, hat damit zu tun, dass wir auch tatsächlich als Versöhnte leben. Wir haben nun die Erlaubnis, vor Gott zu treten, weil wir mit Gott versöhnt sind. Niemand kann uns anklagen. Wir brauchen keinerlei Zweifel zu haben, dass Gott es tatsächlich ernst meint. Die Tatsache, dass Christus für uns sein Leben gegeben hat, sagt uns schon alles. Aus demselben Grund brauchen wir auch nicht daran zu zweifeln, dass wir Gott wichtig genug sind.

Ich denke, dass hier manchmal unser Problem liegt. Wir sind mit Gott versöhnt. Daran fehlt es nicht. Aber dann treten wir nicht wirklich vor Gott hin. Wir liefern Gott nicht unser ganzes Leben aus. Die Kompromisse, die wir eingehen, untergraben unsere Beziehung zu Gott. Dadurch haben wir auch nicht mehr den Eindruck, heilig und makellos vor Gott stehen zu können.

Paulus und Timotheus wissen, dass hier ein Lernprozess auf uns wartet. Ja, wir sind bereits versöhnt. Aber wir müssen lernen, auch als Versöhnte zu leben. Es gibt einige Punkte, die uns dabei helfen können. Darauf werden sie in ihrem Brief noch eingehen. Es ist jedenfalls nicht so, dass wir uns unser Heil erst noch verdienen oder erarbeiten müssen. Gottes Geschenk an uns ist komplett und fertig. Christus hat uns die Versöhnung bereits überreicht. Wir müssen eigentlich nur noch lernen, in unserem neuen Stand zu leben. So kompliziert ist es nicht.

Denn unsere Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, am Glauben festzuhalten und uns nicht von unserer Hoffnung abbringen zu lassen. Zentral ist dabei die Botschaft der Guten Nachricht. Diese lautet knapp zusammengefasst:

13 Er (der Vater) hat uns vor der Macht der Finsternis gerettet und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt. 14 Der schenkt uns die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden. (Kolosser 1,13-14)

Was kann uns passieren? Vielleicht redet uns jemand ein, dass bestimmte Sünden von dieser Vergebung ausgenommen sind. Vielleicht macht uns jemand weiß, dass wir uns erst als würdig erweisen müssen, um das Geschenk der Erlösung zu bekommen. Doch das Evangelium enthält kein Kleingedrucktes. Es gibt keine Ausschlussklauseln. Du bekommst die Versöhnung geschenkt. Lass Dich davon nicht abbringen!

Paulus sieht sich selbst im Dienst der Guten Nachricht. Das Evangelium wirkt dadurch, dass es weitergesagt wird. Diese Botschaft gilt allen Geschöpfen unter dem Himmel. Ich verstehe es so, dass alle Geschöpfe in Gottes Versöhnung mit eingeschlossen sind. Wahrscheinlich werden vorerst trotzdem nur Menschen die volle Tragweite der Guten Nachricht erfassen können.

Der Glaube kommt aus dem Hören des Evangeliums. Die Menschen in Kolossä haben die Gute Nachricht gehört. Sie haben angefangen, ihr Leben nach der Guten Nachricht auszurichten. Paulus ist beeindruckt von ihrer Liebe für alle, die zu Christus gehören. Mit diesem Brief möchten Paulus und Timotheus deutlich machen, dass den Christen in Kolossä nichts mehr fehlt. Christus hat uns die Versöhnung geschenkt, durch seinen Tod. Wir brauchen nur an diesem Glauben festzuhalten. Unsere Hoffnung liegt in dieser Guten Nachricht.


Martin Pusch – Predigt gehalten am 12. Oktober 2025.